Anlässlich des 81. Jahrestages der Bombardierung des Stühlinger Kinderspielplatzes am 10. Mai 1940 und anlässlich des 8. Mai 1945, dem Ende des 2. Weltkrieg / Tag der Befreiung fand der Gedenken-Gang mit ca. 60 TeilnehmerInnen statt.
Veranstalter: Freiburger Friedensforum, VVN-BdA, DFG-VK, Schwere(s)Los!, Friedenspädagogischer Runder Tisch Freiburg, Freiburger Hilfsgemeinschaft AK NS-Euthanasie und Ausgrenzung heute
Abschlussrede Hagen Battran am Hildaspielplatz 10.5.2021
Hier nun setzen wir den Schlusspunkt unseres Gedenkengangs durch das Schreckensjahr 1940, das uns die Losung: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ förmlich aufzwingt.
Auf dem Gedenkstein an den 10. Mai 1940 steht: „Unter den 57 Todesopfern, die der irrtümliche Bombenangriff auf Freiburg forderte, waren 20Kinder. 13 von ihnen starben auf diesem Spielplatz. Die nationalsozialistische Propaganda stellte den Vorfall als Terrorangriff feindlicher Flugzeuge dar, um damit sogenannte Vergeltungsschläge der deutschen Luftwaffe zu rechtfertigen.
Lasst uns die Toten nicht vergessen – nie wieder Krieg!“Ist es angesichts der Wucht dieser schrecklichen Ereignisse und ihrer Folgen angemessen, am 81. Jahrestag mit zwei im letzten Jahr entstandenen Schülerinnen-Arbeiten zum Frieden zu mahnen? Beiden ist gemeinsam, mit welchem Nachdruck sie darauf bestehen, dass nur im Frieden Leben, freie Entfaltung und Glück möglich sind. Für die Fünftklässlerin Frieda ist das so sicher, dass sie das Gegenbild „Krieg“ gar nicht darstellen muss. Und auch die Neuntklässlerin Jana räumt der Darstellung des Friedens 2/3 ihres Bildes ein. Wird bei beiden nicht deutlich, wie elementar für sie die Sehnsucht nach einem Leben in Frieden ist und wie elementar auch ihre Forderung an uns alle ist, diesen lebensnotwendigen Frieden zu gewinnen und zu bewahren?
Das ist der Auftrag, den alle Kinder aller Zeiten allen Erwachsenen gegeben und den alle Generationen unerledigt weitergegeben haben – und er ist dringlicher denn je! Seit den 1930/40er Jahren steht ohne einen weltweiten positiven Frieden das Überleben der Menschheit in Frage. Die entmenschlichte Barbarei des deutschen Faschismus in seinem Herrschaftsbereich und die entmenschlichte Barbarei seiner und Japans Vernichtungskriege haben sie nah an den Abgrund geführt, und seit Hiroshima und Nagasaki trennt sie kein Fußbreit mehr vom Absturz – nunmehr seit bald 76 Jahren!
Gewiss: Nach dem 2. WK, in der Zeit des Vietnamkrieges, um den NATO-Doppelbeschluss, um die Kriege der 90er und 00er Jahre herum „reckte und streckte“ eine wache und starke Friedensbewegung „die Glieder“, und der zeitweilig bis in die Parlamente erstarkende Neofaschismus wurde zurückgedrängt.
Wie einen Hoffnung spendenden Trost für das Grauen des 10. Mai 1940 empfinde ich denn auch die ganz nah gelegene Gedenkplatte zum Beschluss des Freiburger Gemeinderats von 1985, Freiburg zur „atomwaffenfreien Zone“ zu erklären.
Aber wer kennt sie, wer beachtet sie? Und nicht nur sie ist in Vergessenheit geraten.
Auch der entmenschlichte deutsche Faschismus, mit ihm die Hölle seines Vernichtungskrieges und das Inferno der Atombombenabwürfe sind im öffentlichen Bewusstsein kaum als richtungweisend präsent. Dementsprechend sieht unsere Wirklichkeit denn auch aus: Die neofaschistische AfD sitzt in allen Parlamenten, ihre Sympathisanten und ihre Kritiker von rechts sind seit 1990 für mindestens 213 Morde verantwortlich. In Polizei und Bundeswehr fliegen immer mehr braune Netzwerke auf. In Frankreich droht nächstes Jahr eine Präsidentin Marine Le Pen.
Derweil bekämpfen Politik, Polizei und Justiz primär die Antifaschist*innen, ist die Bundeswehr aktuell in mindestens 12 Auslandseinsätzen, gibt die BRD Jahr für Jahr mehr für Rüstung und Militär aus – dieses Jahr mehr als 53 Mrd. -, will bewaffnete Drohnen, will neue Trägerflugzeuge für die modernisierten US-Atombomben in Büchel, verweigert den Beitritt zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag, und beharrlich und grell malen Regierung, Politik und Medien das furchteinflößende Feindbild Russland und China. – Wollen die Krieg? Nach 2. WK und Hiroshima?
Ich weiß nicht, ob Frieda und Jana Greta Thunbergs Worte kennen. Sie sind nicht nur vor der UN, sondern auch hier auf diesem Platz angebracht! „How dare you?“ „Wie könnt ihr es wagen!“, das Leben unserer Enkel, unserer Kinderund das Leben aller Menschen so leichtfertig aufs Spiel zu setzen?Wir müssen uns zuschwören und unsere Anstrengungen verstärken: Nie wiederKrieg! Nie wieder Faschismus! Das sind wir Frieda und Jana und den Toten vom 10. Mai 1940 schuldig.“
Kinder im Krieg – Kinder im Frieden https://frieden-lernen.de/galerie/
Den toten Kindern vom Hilda-Spielplatz 1940 sind 2 Bilder gewidmet von Kindern, die 80 Jahre danach immer noch das Spiel der Kinder als Hoffnungszeichen für Frieden sehen. Der Runde Tisch Freiburg “Schulfrei für die Bundeswehr-Lernen für den Frieden “ initiierte Ende 2020 an Schulen ein Kunstprojekt zum Thema ” Kinder im Krieg-Kinder im Frieden”.
In diesem Rahmen wurden vom Albert-Schweitzer-Gymnasium Gundelfingen u.a. diese beiden Bilder mit kommentierenden Texten der jungen Künstlerinnen eingereicht.Die gesamten Bilder kann man auf der homepage ansehen: https://frieden-lernen.de/galerie/ . Die Bilder von Jana und Frieda wurden für das Gedenken an den Tod der Kinder vom Hildaspielplatz 1940 ausgewählt,weil in beiden Bildern , die 80 Jahre später entstanden, das Thema FRIEDEN durch Spielsituationen in der Natur dargestellt werden.Die Schutzbedürftigkeit der Kinder, die jeweils zum Ausdruck kommt, ist für uns Erwachsene heute eine besondere Verpflichtung, den Kindern eine Zukunft ohne Gewalt und Krieg zu ermöglichen. ( Marie Battran-Berger)
rdl.de | Gedenken Gang für die Opfer von Krieg und Faschismus Jahrestag der Bombardierung des Freiburger Stühlingers durch deutsche Bomber (7.5.2021)