Zu Risiken und Nebenwirkungen von Militär, Krieg und kriegstüchtig findet man nichts in den Klimaabkommen . Leider auch fast nichts bei den Klimastreiks. Dabei sind Krieg und Militär mit ihren Emissionen und Ressourcenverbrauch die größten Treiber der Klima- und Umweltkatastrophe. Nachfolgend ein Auszug einer Analyse der Auswirkungen allein nur der ersten beiden Monate des Gazakrieges.
Militär und Kriege wie im Nahen Osten tragen erheblich zur Verschärfung der Klimakrise bei
Bild und Text-Auszug aus dem Artikel: Düstere Momentaufnahme in der Jungen Welt vom 5.10.2024
Aufbauend auf dem Artikel in Nature, untersuchten Neimark und Larbi zusammen mit Patrick Bigger und Frederick Otu-Larbi in einer neuen Studie auch den »immensen Effekt der Emissionen des US-unterstützten israelischen Genozids auf die Klimakrise«.
Ihre Recherche, eine »multitemporale Momentaufnahme«, bezieht sich nur auf die ersten beiden Monate des Kriegs und erbrachte erschreckende Ergebnisse: »Die den Planeten erwärmenden Emissionen überstiegen den jährlichen Kohlendioxidfußabdruck von mehr als 20 der am stärksten vom Klima bedrohten Länder der Welt.« Konkret: 99 Prozent der berechneten 281.000 Tonnen Kohlendioxid resultieren in etwa je zur Hälfte aus der Bombardierung Gazas durch Israel (121.000 Tonnen) und zur anderen Hälfte aus den US-Frachtflügen mit Militärgütern für Israels Armee (133.650 Tonnen). Bombenabwürfe waren mit 6.689 Tonnen und die israelische Artillerie mit 13.600 Tonnen beteiligt, während die Hamas-Raketen 713 Tonnen CO2 in die Luft bliesen. Für die militärische Infrastruktur, den Tunnelbau der Hamas und den israelischen »Iron Wall« wurden zusammen 450.000 Tonnen CO2 berechnet, während für den Wiederaufbau von Gazas zerstörten Gebäuden 30 Millionen Tonnen Klimagase geschätzt werden – soviel, wie Neuseeland in einem Jahr in die Atmosphäre emittiert. Diese den Autoren zufolge noch zu erweiternden Untersuchungen beziehen sich nur auf die ersten beiden Monate – welch Horror, wenn man bedenkt, dass dieser Krieg noch anhält.
Der Tag wird zur Nacht bei dem israelischen Bombenangriff auf den Grenzort Khiam im Libanon (23.8.2024)
Gerade der vorläufige Charakter dieser Berechnungen verdeutlicht, wie dringend die UN-Klimarahmenkonvention zu ergänzen ist – durch eine obligatorische militärische Emissionsberichterstattung sowohl für Kriegs- als auch für Friedenszeiten. Doch im November in Baku ( jährlicher Weltklimagipfel COP 29) stehen die Militäremissionen vorerst nicht auf der Agenda. Aber dieser wissenschaftliche »Schnappschuss« mahnt auch, wie vordringlich ein Waffenstillstand in der Ukraine und im Nahen Osten ist, nicht nur um der direkt vom Krieg Betroffenen willen, sondern auch hier und überall, denn die freigesetzten
Schadstoffe wirken sich global aus. Was dem Klima am meisten hilft, sind Frieden – und Abrüstung auf dem Weg dahin. Auch hier in Deutschland. Die sozialen Bewegungen fürs Klima und für Frieden zusammen könnten dafür sorgen, dass mit jedem Schritt der Abrüstung weniger Schadstoffe in die Atmosphäre geblasen würden.
https://www.jungewelt.de/artikel/485087.krieg-und-klima-düstere-momentaufnahme.html