SPD Stühlinger und Freiburger Friedensforum gedachten der 57 Toten vom 10. Mai 1940.
Am 10. Mai 2024 gedachten etwa 40 Menschen am Gedenkstein für die Opfer des irrtümlichen deutschen Fliegerangriffs vor 84 Jahren der Toten, von denen allein 13 Kinder auf dem Hildaspielplatz direkt starben. Seit 1985 gestaltet der SPD-Ortsverein an diesem Tag eine Gedenkfeier, seit einigen Jahren schließt sich das Freiburger Friedensforum an und übernimmt damit den Part der VVN-BdA, auf die Gedenkstein und Gedenken zurückgehen.
Vor einem Gutteil der Freiburger SPD-Prominenz schlug der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Joshua Lorenz den Bogen von den schrecklichen Ereignissen 1940 zu Ukraine- und Gaza-Krieg, die er ganz im Sinne der „Zeitenwende“ interpretierte, wie sie Regierung, Opposition und alle Leitmedien propagieren. SPD Landes- und Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch setzte andere Akzente. Er zitierte den US-amerikanischen Philosophen George Santayana mit den Worten: “Die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.“ Mit der Mahnung, das Grauen eines jeden Krieges nicht zu vergessen und möglichst schnell auch in den aktuellen Kriegen auf einen Verhandlungsfrieden hinzuarbeiten, bot er Marie Battran-Berger, die für das Friedensforum sprach, wichtige Anknüpfungspunkte. Sie präzisierte: „Siegfrieden gebiert neue Feindlinien. Wir weigern uns, Feinde zu sein! Völkerverständigung und Diplomatie sind das Gebot der Stunde und nicht die Einteilung in Gut und Böse im profitorientierten Kampf um die knapper werdenden Ressourcen dieser Welt.“ „Der letzte Satz auf diesem Gedenkstein heißt: ‚Lasst uns die Toten nicht vergessen – nie wieder Krieg!‘ Deswegen sind wir hierhergekommen.“
Hagen Battran, 12. Mai 2024
Redebeitrag von Marie Battran-Berger, Friedensforum:
➢ Kinder.
Die hier am Spielplatz getöteten Kinder stehen stellvertretend für alle Kinder dieser Welt, die heute in Kriegs- und Krisengebieten sterben. Insbesondere Kinder in Gaza, Syrien, Jemen oder der Ukraine brauchen sofortige Hilfe.
Ohne Wenn und Aber muss alles dafür getan werden, dass das Sterben auf allen Seiten ein Ende nimmt. Wenn Kinder und Jugendliche sehen, wie Teile der Welt von den Erwachsenen gezielt in Trümmerfelder verwandelt werden, dann verstehen sie nicht, warum nicht klarer und lauter auch um das Ende ihrer Zukunftszerstörung VERHANDELT wird.
- Auch Kinder in Deutschland brauchen Bildung zur Friedensfähigkeit und keine Erziehung zur Wehrtüchtigkeit.
- Wir weigern uns Feinde zu sein! Völkerverständigung und Diplomatie sind das Gebot der Stunde und nicht die Einteilung in Gut und Böse im profitorientierten Kampf um die knapper werdenden Ressourcen dieser Welt.
- Der EU-Migrationspakt ist auch ein Schlag gegen die Kinderrechte.
➢ Friedenswille der Freiburger BürgerInnen
Dieser Spielplatz hier ist symbolisch das Gegenstück zu einem Kriegsschauplatz, auf dem das ernste und absichtsvolle KRIEGS-Spiel tödlich endet für Mensch, Natur, Zivilisation.
Atomwaffenfreien Zone Freiburg – Gedenkstein auf Hildaspielplatz
Der Text auf dem Gedenkstein lautet:
„Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat als Ausdruck des Friedenswillen der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt am 12. März 1985 den Beschluss gefasst, Freiburg zur atomwaffenfreien Zone zu erklären.“
Die mutigen Freiburger Gemeinderäte haben im Jahr 1985 beschlossen, Freiburg zur atomwaffenfreien Zone zu erklären. Auf dem Gedenkstein in wenigen Metern von uns entfernt steht, dass dies „Ausdruck des Friedenswillens der Freiburger Bürgerinnen und Bürger“ ist. Vor wenigen Wochen, 39 Jahre später, wurde ein breites Bündnis Freiburg zur „Friedensstadt“ zu erklären, gegründet, und von dort wird der Ruf erneuert, dass zukünftige Gemeinderäte dem Friedenswillen ihrer BürgerInnen mehr als einen Gedenkstein bieten sollen.
Der Sicherheitslogik muss die Friedenslogik an die Seite gestellt werden! Sonst droht die verkündete Zeitenwende zum ZEITENENDE zu werden!
➢ Propaganda und ihre Wirkung 1940 und 2024
Einen Tag nach dem versehentlichen Abwurf der 69 Bomben am 10.Mai 1940 von einem Nazi-Kampfgeschwader wurde der Angriff den Kriegsgegnern zugeschrieben. Die gleichgeschalteten deutschen Medien griffen in propagandistischer Weise das Ereignis auf und auch in der Freiburger Zeitung vom 11.5.40 wurde dies genutzt zur Verbreitung der Androhung, dass „jeder weitere planmäßige Bombenangriff auf die deutsche Bevölkerung durch die fünffache Anzahl von deutschen Flugzeugen auf eine englische oder französische Stadt erwidert“ werde.
Vernichtungs- und Vergeltungsszenarien gegen Städte und gegen die Zivilbevölkerung sind auch heutzutage wieder Thema in den aktuellen Kriegen und die schrecklichen Bilder der zerstörten Städte und der getöteten Menschen in Gaza und in der Ukraine entsetzen uns.
Die Flüchtlinge aus verschiedenen Kriegsgebieten auch in Freiburg sind lebendige Zeugen dafür, dass das Morden und Zerstören im Krieg ein Ende nehmen muss.
• Frieden im Sinne eines Siegfriedens nimmt das weitere Töten und Zerstören in Kauf.
• Siegfrieden gebiert neue Feindlinien.
• Waffenstillstand und Diplomatie sind Grundlagen einer friedlichen Zukunft.
ZEITENWENDE oder ZEITENENDE?
Der letzte Satz auf diesem Gedenkstein heißt: „Lasst uns die Toten nicht vergessen – nie wieder Krieg!“ Deswegen sind wir hierhergekommen.
Wir legen die Blumenschale nieder in dem Gedenken an die 57 Bombentoten vom 10.Mai 1940.
Ihr Vermächtnis ist uns aktuelle Verpflichtung, dem Frieden zu dienen.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit